Eisbaden: Winterschwimmen ist gesund für Körper und Geist
Was ist Eisbaden?
Auch wenn wir es im Winter gerne warm und gemütlich haben, ein Kälteschock tut uns in dieser Jahreszeit richtig gut – ob durch einen Sprung ins Tauchbecken nach dem Saunabesuch, eine kalte Dusche oder eben durch Eisbaden. In manchen Regionen ist das Winterschwimmen uralte Tradition, und das aus gutem Grund. Denn wenn Du die Vorzüge des Eintauchens in Eiswasser näher kennenlernst, wirst Du sehen, dass es Dir zu einer robusten Gesundheit und zu unverhofften Glückserlebnissen verhelfen kann.
Das Eisbaden findet im Winter statt, bei kaltem Wetter mit frostigen Temperaturen. Das Wasser kann dabei mit einer Eisdecke bedeckt sein. Dabei tauchst Du für kurze Zeit in eiskaltes Wasser ein. Das kann in einem eisigen Fluss geschehen, in einem zugefrorenen See, in den ein ausreichend großes Loch gehackt wurde, oder auch im Meer. Wenn Du den Raum für einige Schwimmzüge hast, kannst Du es auch als Eisschwimmen oder Winterschwimmen bezeichnen. Dabei gibt es einiges zu beachten, damit Du in den Genuss der positiven Effekte kommst und Dich keinen unnötigen Risiken aussetzt. Darum solltest du beispielsweise nicht ins eiskalte Wasser gehen, wenn Dir bereits kalt ist, und nicht zu lange drin bleiben. Und generell wird empfohlen, auch nur bis etwa zur Brust einzutauchen. Warum das so ist und was Du sonst noch wissen solltest, bevor Du Dich ins eiskalte Nass stürzt, erfährst Du in diesem Text ebenso wie Näheres über die Vorzüge des Eisbadens für Deine körperliche und mentale Gesundheit und wie es Dir zu spirituellem Wachstum verhelfen kann.
Warum Eisbaden so gesund ist
Sobald Du in eiskaltes Wasser eintauchst, ist das ein Schock für Deinen Körper – aber wenn Du es richtig machst, ein guter! Dabei passiert binnen kurzer Zeit Folgendes:
- Die Hauttemperatur wird plötzlich stark gesenkt
- Die Blutgefäße ziehen sich durch die Kälte zusammen
- Um den Körper zu erwärmen, weiten sich die Blutgefäße stark
- Durch die geweiteten Blutgefäße zirkuliert das Blut schneller
- Es entsteht ein Wärmegefühl im Körper
Die Körperkerntemperatur bleibt beim Eisbaden nahe 37 Grad und sinkt nur unwesentlich. Schon das Absinken der Körpertemperatur um ein Grad auf 36 Grad gibt dem Körper den entscheidenden Kälteimpuls. Die Reaktion auf die plötzliche und extreme Kälte hat positive Effekte auf Körper und Geist. Der Kälteschock sorgt zunächst für eine Anspannung, die gefolgt wird von einer Entspannung – und das betrifft nicht nur den Muskeltonus. Außerdem schüttet die körpereigene Apotheke einige Stoffe aus, die ebenfalls auf verschiedenen Ebenen ihre Wirkung entfalten.
Eisbad sorgt für ein Wechselbad der Gefühle
Während die Hauttemperatur schockartig abkühlt und der Körper versucht, sich selbst aufzuwärmen, erlebst Du eine Vielzahl von Emotionen. Für jeden Eisbader gilt: Nach einer Schrecksekunde durch den Kälte-Schock stellt sich eine Euphorie ein, die durch die Ausschüttung von Endorphinen zu erklären ist. Diese Stoffe erzeugt der Körper selbst und es handelt sich dabei um Opioidpeptide, also so etwas wie ein selbstgemachtes Opioid – darum ist es gar nicht so verkehrt, dass Endorphine auch als Glückshormone bezeichnet werden und man ihnen die Fähigkeit zuspricht, rauschhafte Glücksgefühle zu erzeugen.
Doch warum schüttet der Körper diese körpereigenen Glücklichmacher aus, wenn er plötzlich ins kalte Wasser kommt? Endorphine haben zwei wesentliche Funktionen: Zum einen betäuben sie Schmerzen – eine willkommene Wirkung für all jene, die das Eintauchen in eiskaltes Wasser durchaus als schmerzhaft empfinden. Gleichzeitig sorgen die Endorphine für Euphorie, und zwar nicht als Trostpflaster in diesem herausfordernden Moment, sondern um uns wach und aktiv zu machen. Sie versetzen den Körper in einen Survival-Modus und in die nötige Kampfbereitschaft.
Adrenalinkick durch den Kälte-Schock
Das Eisbaden sorgt außerdem dafür, dass Dein Körper Adrenalin produziert. Adrenalin ist ein Stresshormon, dass Dich, ähnlich wie das Endorphin, in Gefahrensituationen zu blitzschnellem Handeln befähigt – sei es Kampf oder Flucht. Deine Durchblutung wird durch das Adrenalin zusätzlich angefeuert, sodass Dein Blut schneller durch die erweiterten Gefäße pumpt, um den Körper zu erwärmen. Die Adrenalinausschüttung mobilisiert sämtliche Reserven und erhöht den Blutzuckerspiegel und den Fettabbau. All Deine Systeme laufen mit voller Kraft voraus.
Abhärtung durch Eisbaden
Adrenalin und Endorphin sind nützliche Helfer, um Dich abzuhärten: Sie erleichtern es Dir, das Eisbaden durchzustehen und sogar zu genießen. Genauso wie bei Saunagängen mit anschließender Abkühlung gewöhnst Du Deinen Körper durch Eisschwimmen daran, mit Temperaturwechseln zurechtzukommen und angemessen darauf zu reagieren. Und Du gibst ihm die Kraft, mit Herausforderungen zurechtzukommen – mit Gefahrensituationen ebenso wie mit Krankheiten. Nachdem Du in der Sauna warst oder ein Eisbad genommen hast, ist Deine immunologische Abwehr besser, die Anzahl der T-Lymphozyten (auch T-Zellen oder Killerzellen genannt) höher. Du erkältest Dich nicht so schnell und kommst müheloser durch die kalte Jahreszeit – und stärkst Deine Gesundheit insgesamt.
Da das Eisbaden freiwillig und unter kontrollierten Bedingungen vollzogen wird, brauchen wir uns um Angreifer oder andere Gefahren zum Glück keine Sorgen zu machen. Die Glücksgefühle und den Energie-Kick dürfen Eisschwimmer aber trotzdem genießen. Und diese durch den Kälteschock ausgelöste Energie und Euphorie sorgt für einen belebenden Effekt, der Dir das Gefühl gibt, hellwach und bärenstark zu sein und jede Zelle Deines Körpers zu spüren. Du fühlst Dich während des Eisbadens und eine Zeitlang danach hundertprozentig lebendig und präsent, denn die Kälte-Erfahrung verankert Dich ganz im Augenblick. Gerade im Winter, wenn kurze Tage und lange Nächte uns etwas müder und fauler fühlen lassen, ist das ein lebensbejahender Energieschub, auf den Du nicht mehr verzichten möchtest, wenn Du einmal auf den Geschmack gekommen bist.
Eisbaden wirkt entzündungshemmend
Ein weiterer Stoff, den unsere interne Hausapotheke beim Eisbaden auspackt, sind Kortikoide, die Entzündungsprozesse ausbremsen. Das vom Körper selbst produzierte Kortison wirkt entzündungshemmend und heilend. Damit kann das Eisbaden zu einem langen und gesunden Leben beitragen, denn selbst niedrigschwellige Dauerentzündungen im Körper, die Du womöglich gar nicht bewusst wahrnimmst und die zunächst keine Symptome zu verursachen scheinen, schwächen Deinen Organismus und Dein Immunsystem. Dadurch wirst Du anfälliger für gesundheitliche Probleme aller Art, zum Beispiel auch für Krebs und Demenzerkrankungen. Hältst Du Deine Entzündungswerte niedrig, beispielsweise durch das Eisbaden, stärkst Du also Deinen gesamten Körper.

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Kneipp untersuchte den Kälte-Effekt
Ein Experte, der sich schon frühzeitig für diese Wirkung interessierte, war Sebastian Kneipp (1821-1897). Der Priester und Naturheilkundler befasste sich schon im 19. Jahrhundert mit dem Effekt, den kaltes Wasser auf den Körper und die Gesundheit hat. Kneipp entwickelte verschiedene Formen der Kaltwassertherapie und ist noch heute besonders für das von ihm empfohlene Wassertreten berühmt. Wer wie ein Storch durch knietiefes, kaltes Wasser watet, erleidet zwar nicht den extremen Kick des Eisbadens, kommt aber dennoch in den Genuss vieler gesundheitlicher Vorzüge, die beide Maßnahmen teilen.
Insbesondere ist der Wechsel zwischen warm und kalt, der durch das Eintauchen stattfindet, ein gutes Training für die Blutgefäße. Indem sie sich schnell zusammenziehen und weiten, bleiben sie geschmeidig und leistungsfähig. Das sorgt für eine gute Durchblutung des ganzen Körpers einschließlich des Gehirns und schützt zum Beispiel vor Krampfadern, Plaques und anderen Gefäßerkrankungen. Das Kneippen regt ebenso wie das Eisbaden den Kreislauf an und stärkt das Herz. Und die körpereigenen Kortikoide, die bei Kältebehandlungen ebenso wie beim Eisbaden ausgeschüttet werden, reduzieren Entzündungsprozesse im Körper und halten damit nicht nur Blutgefäße gesund, sondern den gesamten Körper.
Sebastian Kneipp ist wohl einer der wichtigsten Pioniere, die die positive Wirkung von Kaltwassertherapien beschrieben und die bekannt machten, wie förderlich unter anderem auch das Eisbaden nicht nur für das Wohlbefinden ist, sondern auch für Durchblutung, Herzgesundheit, Stoffwechsel, Atmung und Abwehrkräfte.
Tiefe Atmung durch Winterschwimmen
Viele Menschen atmen im Alltag recht flach. Sie lassen Teile ihres Lungenvolumens damit ungenutzt, sodass weniger Sauerstoff in ihr Blut gelangt, als es möglich wäre. Die ideale Sauerstoffsättigung liegt zwischen 94 und 98 Prozent und die richtige Atemtechnik ist ein Faktor, wie Du sie positiv beeinflussen kannst. Neben vielerlei Atemübungen ist auch das Eisbaden ein guter Weg, um die Lungen mal so richtig zu füllen. Während Dir beim Eintauchen ins eisige Wasser wahrscheinlich kurzfristig der Atem stockt, ist es wichtig, schnell zu einer entspannten Atmung zu finden, die Dir tiefe, befreiende Atemzüge ermöglicht. Dabei hilft Dir zum Glück das Adrenalin, welches Dein Körper als Reaktion auf die plötzliche Kälte ausschüttet und das die Bronchien erweitert und somit die Atmung vertieft. Mehr Sauerstoff ins Blut zu befördern hat eine vitalisierende und verjüngende Wirkung – und unterstützt Dein Immunsystem.
Eisbaden stärkt das Immunsystem
Auch unsere Abwehrkräfte profitieren von dem Wechselspiel von Wärme und Kälte – aus den zuvor beschriebenen Gründen, die wir hier noch einmal zusammenfassen und ergänzen:
- Eisbaden fördert die Abhärtung
- Eisbaden verbessert die immunologischen Abwehrkräfte
- Eisbaden regt die Durchblutung und den Kreislauf an
- Eisbaden stärkt Herz und Blutgefäße
- Eisbaden optimiert die Sauerstoffversorgung
- Eisbaden schützt vor Entzündungsprozessen
- Eisbaden stärkt das vegetative Nervensystem
- Eisbaden gibt uns Energie und mentale Kraft
Gerade über die positiven Auswirkungen auf das Nervensystem und Deine Psyche möchtest Du sicher noch mehr erfahren.
Stärke Dein vegetatives Nervensystem
Es ist wie ein unsichtbarer Puppenspieler, der in unserem Körper die Fäden zieht und eine beträchtliche Macht über uns und unsere Gesundheit hat: Das vegetative Nervensystem hat bei allen körperlichen Abläufen seine Finger im Spiel, lässt sich aber kaum direkt beeinflussen. Nicht umsonst wird es auch das autonome Nervensystem genannt, denn es lässt sich mit dem Willen nicht steuern. Ebenso gut könntest Du versuchen, Deiner Katze einen Befehl zu erteilen oder das Schicksal milde zu stimmen, indem Du ein Liedchen pfeifst.
Ist das vegetative Nervensystem aus dem Gleichgewicht geraten, lässt es sich schwerlich direkt ansprechen und therapieren. Es lässt sich eher mittelbar erreichen und stärken – und Saunabesuche und Eisbaden gehören zu den Dingen, die es mag. So kannst Du es indirekt ansprechen, stimulieren und unterstützen. Das ist immer eine gute Idee, aber vor allem dann hilfreich, wenn funktionelle Störungen vorliegen, die schwer therapierbar sind – ein Beispiel ist das Reizdarmsyndrom, ein anderes können Autoimmunerkrankungen sein. Gerade das, was wir als Abhärtung bezeichnen, hilft dem Wechselspiel zwischen Sympathikus und Parasympathikus, die zusammen das vegetative Nervensystem bilden, dabei, in die rechte Balance zu kommen und optimal zusammenzuarbeiten. Auch die zuvor genannten körpereigenen Stoffe Endorphin und Adrenalin spielen für das Funktionieren des vegetativen Nervensystems eine wichtige Rolle.
Kryotherapie heilt mit Kälte
So kann das Eisbaden auch ein Weg sein, um gesundheitlichen Problemen zu begegnen. Kryotherapie, also Kältebehandlungen, werden beispielsweise eingesetzt, um Schmerzen zu lindern und um die Muskelspannung zu beeinflussen. Eisbaden verbessert die Stoffwechselrate des Körpers und erhöht den Anteil des braunen Körperfetts, welches im Vergleich zu weißem Fettgewebe deutlich mehr Energie in Form von Wärme freisetzt. Der Kälteimpuls erhöht außerdem den pH-Wert des Blutes, sodass es basischer wird.
Die stimmungsaufhellende Wirkung des Eisbadens durch erhöhten Noradrenalinausstoß kann möglicherweise Menschen mit depressiven Verstimmungen helfen. Da das Glücksgefühl, dass Du während des Eisbadens empfindest, noch länger nachwirkt, lässt sich damit das Wohlbefinden für eine gewisse Zeit verbessern. Mit dem Winterschwimmen, mit oder ohne Eis, kannst Du einiges für Deine Gesundheit und Dein Wohlergehen tun.
Eisbaden als mentale und spirituelle Schule
Wer Eisbaden praktizieren will, muss es vom Plan zur Durchführung schaffen. Allein das trainiert schon mentale Stärke, Willenskraft und – hat man es einmal geschafft – das Selbstbewusstsein. Danach kannst Du mit Fug und Recht stolz auf Dich sein. Die entspannende Wirkung spürst Du sowohl körperlich als auch mental: Deine Muskeln sind locker, Dein Kopf ist frei.
Auch in spiritueller Hinsicht lässt sich beim Eisbaden einiges lernen. Das kalte Wasser zwingt Dich gnadenlos ins Hier und Jetzt – niemand wird beim Eisbaden an die Fehler von gestern oder die Sorgen von morgen denken. Du bist präsent in der Gegenwart, spürst Deinen Körper voller Lebenskraft und bist eins mit der Natur um Dich herum. Der innere Frieden, der der Euphorie und Entspannung folgt, hallt noch lange nach.
Die euphorischen Glücksgefühle, die das Eisbaden auslöst, können Dein Bewusstsein erweitern und Dich das Leben auf einem höheren Energielevel erfahren lassen. Sind diese Türen einmal aufgestoßen, macht das den Weg frei für spirituelles Wachstum. Stell Dir den Effekt des Winterbadens wie den Neustart Deines Computers nach Installation von Updates vor. Du wirst klarer und leichter, gesünder und leistungsfähiger.
Wer sich einmal überwindet oder womöglich sogar regelmäßig Eisbaden praktiziert, bekommt eine Ahnung, dass mehr möglich ist, als wir oft annehmen. Du kannst es sogar als eine ganz besondere Form der Meditation inmitten der Natur ansehen, die Dir das Menschsein in all seiner Großartigkeit und Demut nahebringt.